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»... im Schatten seiner Flügel«

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Psalm 63

Wir sind nun schon im November dieses ungewöhnlichen und herausfordernden Jahres 2020 angekommen. So vieles ist passiert in diesem Jahr, wovon wir zu Beginn dieses Jahres keine Vorstellungen hatten: Scheinbare Sicherheiten sind zerbrochen, Pläne wurden durchkreuzt, vieles auf den Kopf gestellt – ein winziger Virus hat das Leben völlig durcheinandergewirbelt. Wie blicken wir nun gegen Ende dieses Jahres auf dieses zurück? Der November ist grundsätzlich eine Art Dürremonat: Der Sommer und auch der Herbst mit seiner Ernte und den dazugehörigen Festen sind vorüber, vom Dezember mit der heimeligen Stimmung des Advents trennen uns noch einige Tage.

November ist der Monat, in dem wir ganz bewusst unserer Toten gedenken – unserer persönlichen, aber auch der unzähligen Opfer der Pandemie bei uns und weltweit, der Opfer von Gewalt und Terror. Alles in allem also ein Monat, der sparsam ist mit Wohlfühlmomenten. Und da lesen wir Psalm 63, in dem der Beter im ersten Teil gerade von einer solchen Dürre spricht, wie wir sie grundsätzlich im November verspüren, bzw. wie wir sie vielleicht an manchen Tagen dieses ungewöhnlichen Jahres verspürt haben. Momente von Dürre und Trockenzeiten, in denen wir liebe Menschen nicht treffen konnten, in denen uns liebgewonnene Feste und Ereignisse versagt waren, in denen es uns nicht möglich war, gemeinsam Gottesdienste zu wichtigen Festen und Anlässen zu feiern. Momente, in denen Social Distancing, Abstandsregeln und Kontaktverbot nötig waren, um uns gegenseitig zu schützen, und die uns dennoch so schwergefallen sind, weil wir uns als Menschen – und gerade auch als Christen – gemeinsam auf dem Weg wissen und eine Sehnsucht danach haben, diese Gemeinschaft zu erleben.

Vielleicht haben wir gerade in diesen Momenten die Sehnsucht nach Gott ganz bewusst gespürt, vielleicht aber war Gott uns gerade in diesen Momenten auch besonders fremd. Unsere Erfahrungen dieser Zeit sind wahrscheinlich so unterschiedlich und vielfältig, wie wir Menschen eben sind. Und doch, der Beter von Psalm 63 scheint all diese Erfahrungen zu kennen: das Gefühl der großen Sehnsucht, das Gefühl der Dürre, das Gefühl der Sättigung. All das bringt er vor seinen Gott im starken, unbeirrbaren Glauben daran, dass er, unser Gott, alle Wege mit uns gehen wird – die dürren genauso wie die gesättigten, die einsamen genauso wie die geselligen, die voller Schmerz und Trauer genauso wie die voller Lebenslust und Fröhlichkeit.

Ein ungewöhnliches, schwieriges Jahr geht langsam zu Ende und bei allem, was es mit sich gebracht hat, bei allem, was in unserem Leben durcheinandergewirbelt wurde, bei all dem dürfen wir darauf vertrauen, dass Gottes Hand uns hält – dass wir leben im Schatten seiner Flügel.

Quelle: Koloman | Magazin des Pfarrverbandes Melk - St. Koloman 
Text: P. Lukas
Bild: Lisa Funiak