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»Das Mahl - Ort sich verschenkender Liebe«

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Gedanken zum Gründonnerstag

Dem Gründonnerstag kommt in der Liturgie eine besondere Bedeutung zu, erinnern wir uns an diesem Tag doch des letzten Abendmahls, also der Einsetzung der Eucharistie. Jesus trägt dabei seinen zwölf Jüngern auf, dieses Mahl auch über seinen Tod hinaus im Gedächtnis an ihn zu feiern und die Botschaft dieses Mahles weiterzutragen. Es kann sich daher besonders rund um den Gründonnerstag lohnen, einen grundsätzlichen Blick auf das Mahlhalten zu werfen, um die tiefe Bedeutung darin zu erahnen.

Essen ist zum einen etwas Existentielles, das uns tief in unserer Leiblichkeit trifft und zum Glück müssen wir in unserem reichen Land kaum Erfahrungen des Hungers machen. Das Essen ist zum anderen auch Ausdruck unserer Beziehungen zueinander, denn bei Tisch drücken wir noch eine zweite wesentliche Dimension unseres Daseins aus: die Fähigkeit zu lieben. Durch Essenseinladungen pflegen wir Freundschaften und Partnerschaften, am Küchentisch trifft sich die Familie und tauscht sich aus, erzählt von den Freuden und Sorgen des Tages und genießt das, was zuvor in Liebe zubereitet worden ist. Das Essen, das gemeinsame Mahl ist daher immer auch Ort sich verschenkender Liebe.

Auch für Jesus hatte das gemeinsame Mahl eine besondere Bedeutung, wie die zwölf Erzählungen von Gastmählern Jesu in den Evangelien bezeugen. Er durchbricht dabei aber alle damals gültigen Regeln und isst gemeinsam mit jenen (Zöllnern, Sündern, Dirnen…), die eigentlich nicht am Tisch sitzen durften. Seine Gegner verachten ihn daher als „Fresser und Säufer“ (Mt 11,18f; Lk 7,33ff).

Das letzte Abendmahl, dessen wir am Gründonnerstag gedenken, verdeutlicht auf eindrückliche Weise die Botschaft Jesu, wie der Moraltheologe Michael Rosenberger zeigt:

  • Die Evangelien berichten im Zuge der Vorbereitungen auf das letzte Abendmahl auch vom Streit der Apostel um die besten Plätze, doch spätestens die Fußwaschung zeigt, dass alle zum Tisch Geladenen gleich sind und er alle gleich Ja, der Tischherr Jesus selbst unterwirft sich sogar.
  • Die Zahl der zwölf Apostel verweist auf die zwölf Söhne (Stämme) Jakobs (Israels). So wie diese für das alte Gottesvolk standen, so ist der Zwölferkreis stellvertretend für das neue Gottesvolk zu verstehen. Es sind somit von Jesus alle geladen, die Anteil am Mahl haben wollen.
  • Das Mahl Jesu ist auch Ort gelebter Beziehung, denn Jesus spricht bei Lukas (22,15) auch davon, wie wichtig ihm dieses Zusammentreffen ist. Johannes erwähnt auch eine recht zärtliche Vertrautheit. (Joh 13,25).
  • Das letzte Abendmahl ist ein Ort der Sicherheit und Geborgenheit, doch der Hinweis auf den bevorstehenden Verrat zeigt klar, dass dies auch brüchig und niemals selbstverständlich ist: Die Gemeinschaft mit Gott mag stets Geschenk bleiben, doch ist sie in der Eucharistie immer erfahrbar.

Gemeinsames Mahlhalten ist also keine zufällige Tat Jesu, es ist tief mit seiner Botschaft verbunden und ein Erkennungszeichen Jesu. Darum gingen auch den Emmausjüngern die Augen in dem Moment auf, als der Auferstandene am Tisch das Brot brach (Lk 24,31). Es ist daher nur richtig, dass wir an dieses zentrale Ereignis am Gründonnerstag erinnern und Dank sagen („Eucharistie“), ist das gemeinsame Mahl doch der ausgezeichnete Ort der Begegnung mit Gott: Es ist der Ort sich verschenkender Liebe.

 

Buchtipp: Michael Rosenberger: Im Brot der Erde den Himmel schmecken. Ethik und Spiritualität der Ernährung. München: oekom 2014.