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»Wasser als Quelle unseres Lebens«

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Wasser und Quelle – diese beiden Wörter lösen bei uns oft ganz besondere Assoziationen aus. Woran denken Sie gerade? – vielleicht an Leben, Fruchtbarkeit und Urlaub oder einfach an coole Erfrischung, an einen köstlichen Durstlöscher? Wie auch immer. Wir alle wissen, Wasser ist die Grundlage unseres Lebens, kein Lebewesen kann ohne Wasser existieren. Und wer an heißen Sommertagen wandernd unterwegs ist, weiß einen guten Schluck aus der Wasserflasche ganz besonders zu schätzen. Wie sehr wir auf Wasser angewiesen sind, merken wir oft erst dann, wenn uns zu Hause einmal das Wasser abgeschaltet wird.

Und wer schon einmal an einer Quelle Halt gemacht hat, hat bestimmt eine ähnliche Erfahrung gemacht wie ich, als ich einmal an der Quelle der Donau im Schwarzwald bei Donaueschingen gestanden bin und mich staunend gefragt habe, wie aus einem so kleinen Rinnsal so ein mächtiger Strom wie die Donau entstehen kann. Wie aus dem Nichts erscheint aus der Erde Leben spendendes Wasser. Da kann man nur staunen.
Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass man Quellen in alter Zeit auch göttliche Heilkraft zusprach und über oder neben ihnen Kapellen und Kirchen errichtete, die oft auch zu Wallfahrtstätten wurden.

Von Quelle als Heilkraft erzählen oft auch Märchen. Das bekannteste unter ihnen ist »Das Wasser des Lebens« aus der Sammlung der Brüder Grimm, in dem ein todkranker König nur geheilt werden kann, wenn er vom Wasser des Lebens trinkt. Dieses lässt sich aber nur finden, wenn man anderen Menschen Mitgefühl und Respekt erweist. Diesen Gedanken finden wir auch beim Propheten Jesaja, der schreibt: »Wenn du … den Hungrigen stärkst und den Gebeugten satt machst … dann gleichst du einem bewässerter Garten, einer Quelle, die nie versiegt.« (Jes 58, 10-11)

Und wenn wir einen genaueren Blick in die Bibel werfen, sehen wir, dass auch dort immer wieder das Wasser eine zentrale Rolle einnimmt: 517 mal kommt das Wort in der Bibel vor, das Wort »Quelle« immerhin 34 mal. Schon im Schöpfungsbericht heißt es: »Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Die Erde aber war wüst und wirr und Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.« (Gen 1, 1-3)
Der Strom, der in Eden entspringt, hat schöpferische Kraft, das Wasser aus dem Felsen rettet das Volk Israel in der Wüste, nachdem es aus Ägypten ausgezogen war. (Buch Exodus) Dass Wasser im AT meist im Zusammenhang mit dem Erhalt des Lebens, Fruchtbarkeit und Wachstum verwendet wurde, belegen etliche Psalmen. So heißt es im Psalm 104,10-11: »Du lässt Quellen sprudeln in Bäche, sie eilen zwischen den Bergen dahin. Sie tränken alle Tiere des Feldes.« Und im Psalm 42, 2: »Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele, Gott, nach dir. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott.«
Wenn Jahwe »Quelle des lebendigen Wassers« oder »Quelle des Lebens« (Jer 2,13; 17, 13) genannt wird, nach der der Beter lechzt , dann steht hinter dem Bild die Vorstellung von seiner lebensspendenden und lebenserhaltenden Kraft. Und in der alttestamentarischen Bildsprache wird diese dann oft mit anderen Bildelementen verbunden. Zum Beispiel mit dem Bild des guten Hirten im uns bestens bekannten Psalm 23: »Der Herr ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.«

Jesus als Quelle des Lebens
Die Bezugnahmen auf Wasser sind im NT ähnlich vielseitig wie im Alten Testament. Im Johannesevangelium wird aber besonders die heilbringende Kraft des Wassers betont, so z.B. in der Geschichte von der Heilung
am Teich Bethesda (Joh 5). Und Johannes wird nicht müde zu betonen, dass Jesus selbst das Wasser spendet, das den Durst der zu ihm Kommenden stillt (Joh 7,37). Mit der Geschichte am Jakobsbrunnen, bei der Jesus mit einer Frau aus Samaria zusammentrifft, führt uns Johannes sehr anschaulich vor Augen, dass der Wunsch nach wahrem Glück und ungetrübter Lebensfülle nur von Jesus erfüllt werden kann. So antwortet Jesus der Frau, die am Brunnen sitzt, um Wasser zu schöpfen: »Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zu einer Quelle werden, deren Wasser ins ewige Leben fließt.« (Joh 4,13-14) Lebendiges Wasser als eine Metapher symbolisiert hier die geistige Erfrischung, die lebensspendende Nahrung, die Jesus Christus uns anbietet. Wer bei ihm seinen Durst nach Leben löscht, bekommt so viel Lebenskraft und Hoffnung, dass es auch für andere reicht: »Aus seinem Innern werden Ströme von lebendigem Wasser fließen.« (Joh 7,38)

Ein starkes Bild, das uns in der Nachfolge Jesu bestärken darf: Das Wasser des Lebens löscht nicht nur unseren Durst nach Leben, sondern reicht auch noch zum Weitergeben. Wenn wir anderen Mut machen, anderen Hoffnung geben, uns für andere einsetzen, uns um andere kümmern - dann fließt etwas von dem Wasser des Lebens auch an sie weiter. Und wenn wir angefragt werden, warum wir das tun, könnten wir es einmal doch mit folgender Antwort versuchen: Ich tue das, weil ich von Jesu Botschaft überzeugt bin und weil ich etwas davon weitergeben möchte … vielleicht könnte das eine Initialzündung auch für unsere Mitmenschen sein, Jesus als die Quelle ihres Lebens entdecken zu können …

Voraussetzung dafür ist aber eine Grundfrage, die wir uns immer wieder selber stellen müssen: Glaube ich tatsächlich daran, dass Jesus für mich wie lebendiges Wasser ist? Dass ohne ihn meine Seele verdursten würde, austrocknen und verdorren, wie eine Pflanze, die ich nicht mehr gieße?

Text: August Brückler
Bild: AdobeStock_163666666