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»Ein Kompliment an den Moment«

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»Kurz war er, jedoch nicht klein. Ein Kompliment an den Moment.« © Alice Okrongkli

Wertvolle Augenblicke sind wahre Schätze in unserem Leben. Sie sind ergreifend, wohltuend für die Seele und meist mit Worten nicht zu beschreiben. Wir würden sie am liebsten festhalten und wünschen uns, dass die Zeit stillsteht. Doch genau das macht den Moment aus, er lässt sich eben nur im Augenblick wahrnehmen und genießen. Viele solcher kostbaren Augenblicke durfte ich in den Tagen unserer Fußwallfahrt nach Mariazell mit den Menschen auf dem gemeinsamen Weg erleben. Momente der Freude und des Lachens, des Aus- und Durchhaltens, des Fragens und Suchens, der Trauer und des Weinens. Eben die ganze Bandbreite, die das Leben für uns bereithält.
Mit allen Sinnen konnte ich diese Zeit intensiv erleben und in mich aufnehmen. Dieses Unterwegsein zeigte mir wieder einmal, welche Bereicherung es für das Leben ist, nicht ständig über Vergangenes oder Zukünftiges zu grübeln, sondern ganz in der Gegenwart zu sein. Alles um mich herum bekommt dadurch eine neue Bedeutung. Die vielfältigen Blumen am Wegrand leuchten strahlender in ihren verschiedensten Farbschattierungen. Ich kann ganz bei mir sein und leer werden, damit ich wieder bei mir ankommen kann. Ich kann mich ganz und gar auf mein Gegenüber einlassen und ihm zeigen, jetzt bin ich nur für dich da. Gespräche gehen tiefer und bleiben nicht nur an der Oberfläche hängen.
Ich nehme wahr, dass es genau diese Menschen sind, die mich durch so manch schwieriges Wegstück tragen und ich genau in diesem Moment mit ihnen mein Leben teile. Solche kostbaren Augenblicke weiten die Grenzen meines Alltags, berühren mich im Innersten und bringen eine geheimnisvolle Tiefe meines Lebens zum Leuchten. Sie helfen mir, eine veränderte Sicht auf mein Leben zu bekommen. Und oft ist es dann auch die Erinnerung an diese Augenblicke, die mir hilft, wenn mich der Alltag wieder einmal völlig in Beschlag genommen hat. Sie gibt mir wieder Kraft und Motivation, die Herausforderungen des Lebens zu bestehen.

Ein wahrhaft wunderbarer Augenblick wurde mir dann auch noch während des Gottesdienstes in der Basilika von Mariazell geschenkt. Es war ein völlig verregneter Sonntag, der 21. August. Eine dicke Wolkenschicht hing über dem Ort, die Berge ringsum waren kaum zu erkennen. Dementsprechend düster war auch der Kirchenraum, trotz der sicherlich ausgeklügelten Beleuchtung eines Lichtdesigners. Ist es doch etwas anderes, ob »nur« das Licht brennt oder auch die Sonnenstrahlen durch die Kirchenfenster das ihre dazu tun.
Doch plötzlich, es war gerade während der Eucharistiefeier, musste die dicke Wolkenschicht draußen für die Sonne kurz durchlässig geworden sein, denn ihre Strahlen erhellten den Altarraum. Was für ein Augenblick. Er zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht, eine wohltuende Wärme in meinen Körper, eine besondere Ruhe in meine Seele und die Gewissheit in mein Herz, dass Gott mir nah ist, dass ER für mich ein Leben in Fülle bereithält.
Kurz war er, jedoch nicht klein. Ein Kompliment an den Moment.

Text: Karin Funiak