Folgen Sie uns!

»Alles in Ordnung«

Sie sind hier:

Der Tag, an dem diese Zeilen entstehen, ist im Kalender rot markiert. Zum einen, weil am 26. Oktober Nationalfeiertag ist, zum anderen, weil Pater Ludwig zum 68. Abt des Stiftes Melk gesegnet wird, und dann verweist die Markierung noch auf morgen: Redaktionsschluss für den Koloman. Ein paar weitere Einträge zeigen, der Tag ist gut gefüllt.

Betrachte ich die Eintragungen zum 26. Oktober etwas genauer, dann fällt mir aber auch auf, welche Rolle ein Kalender grundsätzlich für uns hat. Jeder Tag im Jahr hat eine besondere Bedeutung, er ist durch sein Datum einzigartig und in diesem Fall ist es noch dazu ein Feiertag: Wir feiern die Unabhängigkeit und Neutralität, wodurch wir eine Verbindung zur Vergangenheit herstellen, als die Menschen in unserem Land Unfreiheit erfahren haben. Die Abtbenediktion an diesem Tag ist ein großes Ereignis für Stift und Pfarrverband, für Abt Ludwig sowieso. Sie bringt Menschen aus Nah und Fern zusammen, um gemeinsam zu feiern,
zu danken und zu bitten. Der Ausblick in die Zukunft, auf den morgigen Redaktionsschluss ist wieder mein ganz persönliches Problem. Aber Gott sei Dank war in der Nacht die Umstellung auf die Winterzeit:
Eine Stunde mehr ... es ist alles in Ordnung.

Ordnung und Orientierung. Darum geht es beim Kalender.
Wir Menschen ordnen seit Jahrtausenden die Zeit, damit wir uns leichter zurechtfinden und nicht die Orientierung verlieren, denn Kalender geben uns Halt. Durch sie verständigen sich die Gesellschaften und Kulturen auf eine gemeinsame Zeit, sie teilen ein in Tage der Arbeit und der Freizeit. Feiertage im Kalender holen vergangene Ereignisse in die Gegenwart. Wir vergessen sie dann nicht und sie bestimmen unsere Identität als Kultur oder Land, wie es z.B. der Nationalfeiertag tut.

Jahres- und Festzeiten, Tage und Stunden sind durch Kalender an feste Plätze gefügt und das ermöglicht ein Miteinander. Man könnte sagen: Mit Kalendern bringen wir Ordnung ins Chaos. Wie sollten wir uns sonst zu einer bestimmten Stunde an einem besonderen Tag treffen, um die Arbeit anzugehen, den Gottesdienst zu feiern oder einfach einen Termin wahrzunehmen?

Kalendersysteme organisieren Jahre, Monate und Tage und wir haben dabei auch eine Brücke zwischen Mensch und Kosmos, zwischen Himmel und Erde gebaut. So gibt es Kalender, die sich am Stand des Mondes orientieren, wie z.B. der islamische Kalender.
Andere Kulturen haben den Mond und auch die Sonne miteinbezogen, um die Zeit zu ordnen (Babylon, jüdischer Kalender, Tibet … ). Am weitesten verbreitet ist heute der gregorianische Kalender, der die Sonne als Grundlage seiner Berechnung nimmt. Viele verschiedene Formen haben sich so über die Jahrhunderte entwickelt, in Form von Volkskalendern wie dem Bauern- und dem Reimmichlkalender haben sie auch Elemente der Volksweisheit und Unterhaltung aufgenommen.

Aber egal wie alt, unter Einbeziehung von Mond oder Sonne, ob auf Papier oder digital, unsere Absicht mit einem Kalender bleibt immer gleich: alles in Ordnung bringen. Manchmal gelingt‘s.

Text: Raimund Stadlmann
Bild: © AdobeStock_498672273.jpeg