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Mach's wie Gott ...

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... werde Mensch

Der frühere Bischof des Bistums Limburg, Franz Kamphaus, hat den Sinn von Weihnachten einmal so zusammengefasst: Mach’s wie Gott, werde Mensch. Manch einer wird sich vielleicht fragen: Menschen sind wir doch schon, was soll da noch werden?

Jesus Christus zum Vorbild meiner eigenen Menschwerdung nehmen, ihn nachleben, darauf kommt es an. Denn das »werde Mensch« allein wäre zu wenig.

Jesus - Mensch und Gott 

Johannes bringt im Prolog seines Evangeliums die Absicht Gottes auf den Punkt: Gottes Sohn, Jesus von Nazaret, wurde einer von uns. Ein Mensch aus Fleisch und Blut. »Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht« (Joh 1,18), bezeugt der Evangelist. Jesus Christus ist nicht nur einer unter vielen eindrucksvollen Persönlichkeiten der Religionsgeschichte. Er erhebt den Anspruch, als Sohn Gottes den Vater in menschlichen Worten zur Sprache zu bringen und in menschlichen Gebärden uns nahe zu sein. Spricht Jesus Christus, hören wir Gott in seinem menschlichen Echo. Legt er dem Kranken die Hände auf, berührt Gott sein Geschöpf.
Gott hat nur einen Wunsch – den menschlichen Menschen. Einen Menschen der Maß nehmen kann am Beispiel Jesu. Jesus hat vorgelebt, wie Menschen miteinander das Leben sinnvoll gestalten, wie Gemeinschaft möglich ist, wie Konflikte gelöst werden können, wie Versöhnung möglich ist, wie Nähe, Zärtlichkeit, Treue wachsen können. Das Besondere an uns Menschen ist ja – im Unterschied etwa zu den Tieren -, dass wir nicht nur auf die Erfüllung unserer Bedürfnisse hin angelegt sind, sondern uns ausstrecken nach etwas Größerem. Nach einem Leben, das Gott schenkt. Jeden Menschen berührt irgendwie dieses größere Geheimnis. Viele Menschen nennen das nicht Gott, weil sie mit diesem Wort nichts anfangen können, aber diese Sehnsucht nach einem erfüllten Leben, die Dankbarkeit für etwas Geschenktes, der Wunsch nach Verzeihen, nach Versöhnung, nach Angenommensein – dieser Wunsch ist in jedem Menschen lebendig. Wo ich diesem Wunsch Raum gebe, dort wachse ich in meiner Menschlichkeit, weil ich mich öffne für andere. Die Erfahrung solcher Menschwerdung lehrt also: Öffne ich mein Herz für den Menschen neben mir, erschließt sich zugleich eine Quelle für mein eigenes Glück, denn Geben ist tatsächlich seliger als Nehmen. Jedes Mal, wenn ich einem Menschen mit Liebe begegne, kann ich etwas Neues von Gott entdecken. Das ist es eben auch, was wir an Weihnachten feiern: Dass diese Sehnsucht nach Gott in Jesus ein menschliches Gesicht bekommen hat. Dass wir nicht nur Suchende sind, sondern erfahren, Gott sucht auch uns. Er kommt uns entgegen. Seit Gott ein Mensch wurde, gilt also die Aufforderung: »Mach‘s wie Gott, werde Mensch.«

Nach Texten von Juliane Bittner und Elfriede Klauer, In: Pfarrbriefservice.de