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»Mut - Vertrauen - Glaube«

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Wann waren Sie das letzte Mal mutig? Mit einer spontanen Antwort werden Sie sich wahrscheinlich dann schwer tun, wenn Sie dabei an konkrete Beispiele wie Superhelden, Abenteurer oder an Menschen wie Extremsportler denken, die oft nach dem Motto »No risk, no fun« bereit sind, für einmalige Erlebnisse sogar lebensgefährliche Risiken einzugehen.

Leichter wird Ihnen die Antwort fallen, wenn Sie die ursprüngliche Bedeutung dieses Wortes in den Blick nehmen. Etymologisch ist das Wort Mut ein abgeleiteter Begriff aus dem indogermanischen »mo«, was soviel wie einen starken Willen besitzen, sich mühen bedeutet, sowie aus dem althochdeutschen »mout« mit der Bedeutung: Sinn, Seele, Wollen. (Stangl, 2020).

Und das französische Wort »Courage« macht das noch deutlicher, worum es beim Mut geht. Wenn wir mutig sind, handeln wir aus dem Herzen heraus (frz. Coeur: Herz) Courage, Mut hat zunächst nichts zu tun mit Waghalsigkeit oder Draufgängertum, sondern bedeutet ursprünglich, sich ein Herz zu fassen. Mutig sind wir also immer dann, wenn wir - oft auch gegen gesellschaftliche Zwänge - offen ausdrücken, was uns auf dem Herzen liegt. Wenn wir uns in allen zwischenmenschlichen Beziehungen der Herausforderung stellen, uns wirklich so zu zeigen, wie wir sind und unsere Ängste, negativ beurteilt zu werden, außen vor lassen. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir uns oft selbst zugeben, dass wir manchmal zu feige sind, eine Meinung zu vertreten, weil wir befürchten, uns unbeliebt zu machen. Und wer gibt denn gerne Fehler oder Schwächen zu? Auch dazu bedarf es eines mutigen Herzens. So verstandenen Mut benötigen wir eigentlich immer wieder im alltäglichen Leben, um etwas voranzubringen. Wenn wir Dinge angehen, die zunächst unsicher scheinen und wir sie überwinden wollen, wenn wir uns etwas trauen, zutrauen, uns in eine ungewohnte Situation begeben, deren Ausgang wir nicht vorhersagen können. Da gibt es unzählige Momente in unserem Leben. Denken Sie beispielsweise an das Erlernen von Fahrradfahren oder an den Moment, als Sie das erste Mal eine Schulklasse betreten haben, zu einem Vorstellungsgespräch geladen waren, sich verliebt haben oder gegenüber anderen ihre eigene Meinung vertreten wollten. Allen Erfahrungen ist gemeinsam: Mutig sein heißt: seine Ängste zwar wahrzunehmen, aber sie auch zu überwinden.

Harry Potter, der Lieblingsheld vieler Jugendlicher, bewältigt diese Aufgabe beispielhaft, weil er seine Ängste nicht verdrängt. Immer wieder muss er sie überwinden und wird dadurch immer tapferer. An ihm wird literarisch sichtbar, dass Mut immer auch die Fähigkeit zur Angst beinhaltet.

Mut zu haben ist letztlich auch eine Frage des Selbstvertrauens. Aus der Psychologie wissen wir: Wer eine positive innere Einstellung zu sich und seinen Fähigkeiten hat, der überwindet Unsicherheiten schneller und besser als der, der sich dadurch entmutigt, dass er sich in seiner Phantasie ausmalt, was alles an Schlimmem passieren könnte. Und Lebenskrisen können wir nur meistern, wenn wir uns nicht entmutigen lassen und unserem Vertrauen in uns selbst und in Menschen, die es gut mit uns meinen, mehr glauben als unseren Ängsten.

Und im Wort Selbstvertrauen steckt auch das Wort Vertrauen drin, das damit unmittelbar zusammenhängt. Wer Mut hat, hat auch das Vertrauen, dass er sein Ziel erreicht bzw. mit Schwierigkeiten umgehen kann. Natürlich lehrt uns auch die Erfahrung, dass wir, wenn wir offen sein wollen, auch verletzbarer sind. Jemandem blind zu vertrauen ist daher nicht ungefährlich und auch nicht ratsam. Aber ohne grundlegende, positive Einstellung dem Leben gegenüber, die in der Psychologie »Urvertrauen« genannt wird, können wir unser Leben gar nicht bewältigen. Im Prinzip machen wir keinen Schritt ohne implizites Vertrauen. So erwarten wir selbstverständlich, dass morgen wieder ein neuer Tag beginnt, dass Naturgesetze nicht plötzlich außer Kraft gesetzt werden, unser Essen, das wir tagsüber genießen, nicht vergiftet ist, dass die Brücke, über die wir gehen, nicht einstürzt, dass unser Haus oder unsere Wohnung noch steht, wenn wir von einer Reise nach Hause kommen. Ja, wir atmen nicht einmal ohne Vertrauen darauf, dass unser Körper funktioniert.

Ein letzter Gedanke: Aus einem starken Urvertrauen kann auch ein tiefes Gottvertrauen kommen, das unser Leben noch tragfähiger machen kann, weil es davon ausgeht, dass hinter allem ein tieferer Sinn steckt, dass Gott hinter allem steht. Gottvertrauen ist somit das tiefe Vertrauen, dass das, was man erlebt, zu etwas gut ist, dass Gott gegenwärtig ist und ich darum gelassen im Jetzt leben und darauf hoffen darf, dass das, worauf wir bauen, nicht mit dem Tod zerfällt, zu Ende ist. So ein Glaube kann unserem Leben nicht nur Halt geben, sondern – biblisch gesprochen - uns auch dazu befähigen, Berge versetzen zu können. Denn wenn wir Christinnen und Christen von Glauben sprechen, meinen wir »credo«: Das Wort kommt vom Lateinischen »cor-do« und bedeutet übersetzt: Ich gebe mein Herz. Wem ich mein Herz gebe, dem vertraue ich. Glauben heißt also vertrauen. Somit schließt sich der gedankliche Kreis vom Mut über das Vertrauen zum Glauben.

Wenn Sie ein ermutigendes Buch zu diesem Thema suchen, kann ich Ihnen folgendes
empfehlen: »Trau Dich, es ist Dein Leben. Von der Kunst, mutig zu sein« von Melanie
Wolfers, studierte Philosophin, Theologin und Ordensfrau. Sie geht darin vielen
Lebensfragen auf den Grund und zeigt, wie wir mutig, angstfreier und somit besser
leben können.

Quelle: Koloman | Magazin des Pfarrverbandes Melk - St. Koloman
Text: August Brückler
Bild: © AdobeStock_61730471.jpeg