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»Kündet allen in der Not ...«

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Mit der Einführung des »Gotteslobes« 1975 ist dieses Kirchenlied Bestandteil unseres Liedgutes geworden. Ein sehr »neues« Lied, denn in dieser vergleichsweise kurzen Zeit (Was sind in der abendländischen Kirchenmusik, die auf eine mehr als anderthalb Jahrtausende währende Tradition zurückblickt, schon 45 Jahre?) mauserte es sich zu einem beliebten Adventlied in den Gottesdiensten.

Friedrich Dörr (1908-1993) schrieb den Text im Jahre 1972 unter Zugrundelegung von Jesaja 35, 5-6. Dörr war kath. Priester und wirkte viele Jahre als Professor an der Phil.-Theol. Hochschule Eichstätt. Von 1966 bis 1975 war er Mitglied der Gotteslobkommission. In dieser Funktion schuf er auch eine Reihe neuer Lieder und Hymnen, u.a. »Was uns die Erde Gutes spendet«, »Maria, dich lieben«. Allen seinen Liedern ist eine klare, einfache und schöne Sprache eigen, weshalb sie sich auch in kürzester Zeit großer Beliebtheit erfreuten. Die Melodie von »Kündet allen« stammt aus dem 17. Jahrhundert. Johann Rudolf Ahle, seinerzeit Organist in Mühlhausen (und damit ein Amtsvorgänger Bachs) schuf sie im Jahre 1662 auf den Text von »Morgenglanz der Ewigkeit«. Wahrscheinlich mag die Bekanntheit der Melodie mit dazu beigetragen haben, dass »Kündet allen in der Not« rasch in den Pfarrgemeinden heimisch wurde, aber die Schönheit und Qualität der Worte stehen für sich alleine.

»Kündet allen in der Not; fasset Mut und habt Vertrauen. Bald wird kommen unser Gott; herrlich werdet ihr ihn schauen. Allen Menschen wird zuteil Gottes Heil.«

Jede Not ist angesprochen und mitbedacht: die Not einer Trauernden, die Not eines Kranken, eines Depressiven, einer Einsamen, eines alten Menschen, die Not von Kindern, wenn sie nicht ernst genommen werden, die Not von Jugendlichen, wenn sie Liebeskummer haben oder Angst davor, die Ausbildung nicht zu schaffen. Jede Not, die wir selber vielleicht derzeit schweren Herzens tragen müssen.

Doch nicht die Menschen in Not sind zuerst angesprochen, sondern wir anderen sollen als Helfer und Helferinnen in der Not auf sie aufmerksam werden: Speist die Menschen in der Not nicht mit einem »Kopf hoch!« ab, auch nicht mit frommen Botschaften, sondern erzählt ihnen von dem Gott, der sich gerade zu ihnen auf den Weg gemacht hat. Gott setzt den ersten Schritt und macht damit den zweiten Schritt möglich. »Fasst Mut und habt Vertrauen.« Gott hat noch etwas vor mit ihnen. Er hat sie nicht vergessen. »Allen Menschen gilt sein Heil.« Notleidende müssen und können Gottes Heil erfahren, dass es Menschen für sie gibt, die versuchen, Not und Leid zu wenden und zu trösten, wo es möglich ist.

Quelle: Koloman | Magazin des Pfarrverbandes Melk - St. Koloman
Text: P. Lukas
Bild: P. Lukas