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»Der Ostersonntag beginnt am Karfreitag«

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Gedanken zu Tod und Auferstehung

Von Anfang an stellen Jesu Tod und Auferstehung eine große Herausforderung für die Menschen dar. Wenn selbst die Jünger einige Zeit brauchten, das zu verstehen, ist es nicht verwunderlich, wenn die Botschaft vom auferstandenen Christus bereits in den Anfangsstunden auch bezweifelt und belächelt wurde. Paulus verweist darauf, dass die Rede vom Gekreuzigten „für Juden ein Ärgernis, für die Heiden eine Torheit“ sei (1 Kor 1,23). Ausgerechnet der ans Kreuz genagelte Jesus solle Gottes Sohn und dann auch noch von den Toten auferstanden sein? Das klang vor zwei Jahrtausenden für viele unvernünftig und paradox, das klingt es wohl auch gegenwärtig für viele noch.

Für Paulus sind Tod und Auferstehung fest miteinander verbunden, deswegen beantwortet er die Fragen des Lebens in seinen Briefen auch von diesem zentralen Ereignis ausgehend. Der Glaube an den auferstandenen Gekreuzigten ist für ihn Grundlage unseres Glaubens und Kirche ist dann die Gemeinschaft derer, die sich dazu bekennen, dass sich Gott aus Liebe zu uns hingegeben hat. Das mag vordergründig tatsächlich ärgerlich und töricht klingen, bleibt aber der einzig mögliche Weg der Annäherung und des Glaubens. Kreuz und Auferstehung zeigen, dass Gott nicht in der üblichen Logik funktioniert. Jesus geht seinen Weg, auf dem er Liebe und Umkehr predigt, eben radikal bis zum Ende und entzieht sich dem Kreuzestod nicht, was vielleicht viele für vernünftig gehalten hätten. Er zeigt uns, dass Umkehr und Neuanfang – Auferstehung eben – immer auch durch dunkle Stunden führen. Den Ostersonntag gibt es nicht ohne Karfreitag. Das lässt sich nicht nur mit dem Verstand begreifen, es bedarf einer tieferen Anteilnahme. Es geht um mehr als um die Ansicht, dass dies wirklich so geschehen ist.

In uns soll die Auferstehung stattfinden. Unser Glaube an die Auferstehung bewährt sich durch unsere Mitanteilnahme an diesem Ereignis, unsere „Mitauferstehung“. […] Dass das zentrale Symbol des Christentums das Kreuz ist und nicht eine Versinnbildlichung der Auferstehung, ist wohl nicht bloß dadurch gegeben, dass das Auferstehungsereignis und der auferstandene Jesus für eine bildliche Darstellung ein schwieriges Thema wäre. Auch die Kreuze an den Wänden der Gotteshäuser und in unseren Wohnungen fordern uns auf: Jetzt geh und erzähle mit deinem Leben die Geschichte zu Ende! Die letzte Station des Kreuzweges ist das Bild der Grablegung, aber dieser kontemplative Weg soll in unserem weiteren Lebensweg fortgesetzt werden. Uns ist gesagt: Jetzt wurdest du zum „Zeugen der Auferstehung“ auserwählt – du bist es, der bezeugen soll, auf welche Art und Weise Jesus in dieser Welt und in dieser Zeit lebendig ist!“  

[Thomáš Halík: Geduld mit Gott. Die Geschichte von Zachäus heute. Freiburg: Herder 2016, 170f.]

So verstanden sind Karfreitag und Ostersonntag nicht zwei verschiedene Tage vor langer Zeit an einem fernen Ort, es ist ein zentrales Ereignis, das Gottes Liebe zum Menschen zeigt. Wenn wir Gott und die Menschen lieben, „wie ich euch geliebt habe“ (Joh 13,34), haben wir Anteil an der Auferstehung. Hier schließt sich der Kreis zum Fastentuch am Altar: „Mensch, wo bist du?“

Bild: Martha Gahbauer
In: Pfarrbriefservice.de