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»Wurzel in der Bibel«

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Biblischer Befund

Im Alten Testament ist eher selten von der Wurzel (hebr. šoræš) einer Pflanze die Rede, sehr oft wird das Wort (insgesamt 24mal) aber im Rahmen der Bildersprache symbolisch verwendet. Grundsätzlich garantiert ja eine Wurzel das Überleben einer Pflanze, da sie ihr Festigkeit verleiht und sie mit Wasser versorgt. Daher verwundert es nicht, dass man gerade in den heißen Gegenden des Vorderen Orients immer wieder darauf Bezug nimmt. Bereits im Psalm1 wird der gesunde Baum zur Metapher für den Menschen, der Gottes Wort liebt und mit Eifer studiert. Ein solcher Mensch »ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl« (Ps 1,3).

Ein Baum kann nur gesund sein und wachsen, wenn er ein fest in der Erde haftendes Wurzelsystem aufgebaut hat. Dieses wird oft zum Zeichen für Beständigkeit und Stabilität. Im Buch der Sprüche wird darauf angespielt, wenn es heißt: »Durch Unrecht hat kein Mensch Bestand, doch die Wurzel der Gerechten wird nicht wanken.« (Spr 12,3) Und für den Propheten Jeremia ist der, der auf den Herrn vertraut »wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und zum Bach seine Wurzeln ausstreckt« (Jer 17,8)

Und da Wurzeln einer Pflanze immer wieder neu ausschlagen können, werden sie auch zum Bild für einen Neuanfang. Das bekannteste Beispiel dafür lesen wir beim Propheten Jesaja. Dieser träumt von einer Zukunft, da der alte David-Baum, das Königtum von Juda und Israel, gefallen ist. Davids Wurzeln stecken noch im Boden. Sie tragen aber keinen Stamm mehr. Nur ein kleiner, grüner Zweig in der Baumwüste gilt Jesajas ganze Hoffnung: »Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen.« (Jes 11,1).

Auch Hiob greift das Bild eines regenerationsfähigen Baumes auf, als er über die Nichtigkeit des Menschen klagt. »Denn für den Baum besteht noch Hoffnung, ist er gefällt, so treibt er wieder, sein Sprössling bleibt nicht aus. Wenn in der Erde seine Wurzel altert und sein Stumpf im Boden stirbt, vom Dunst des Wassers sprosst er wieder und wie ein Setzling treibt er Zweige. Doch stirbt ein Mann, so bleibt er kraftlos, verscheidet ein Mensch, wo ist er dann?« (Hi 14,8-10)

Diesen positiven Bezügen stehen auch negative gegenüber. Wo es um Vernichtung und Untergang geht, wird oft bildhaft von der Zerstörung der Wurzel gesprochen. So heißt es im Buch Jesus Sirach. »Wurzeln von Völkern hat der Herr ausgerissen und statt ihrer Demütige eingepflanzt.« (10,15).

Auch Gerichtsansagen beziehen sich oft auf die Vernichtung von Wurzeln. So lesen wir im letzten Buch des AT, im Buch Maleachi: »Denn seht, der Tag kommt, er brennt wie ein Ofen: Da werden alle Überheblichen und alle Frevler zu Spreu … Weder Wurzel noch Zweig wird ihnen dann bleiben.« (Mal 3,19). Auch Fremdgötterverehrung gleicht einer giftigen Wurzel, die ins Verderben führt (Dtn 29,17).

Auch im Neuen Testament kommt der Begriff für Wurzel (griech. »rhiza«) 16mal vor, zumeist in metaphorischen Zusammenhängen. Sie gipfeln in der Aussage des Johannes, der in seiner Apokalypse Christus die Worte in den Mund legt: »Ich bin die Wurzel. Und der Stamm Davids, der strahlende Morgenstern.« (Apk 22,16).
Und in Röm 15,12 heißt es: »Kommen wird der Spross aus der Wurzel Isais; er wird sich erheben, um über die Heiden zu herrschen.« Und im Ölbaumgleichnis, in dem von »einer kraftvollen Wurzel« die Rede ist, thematisiert Paulus das Verhältnis der Heiden- Christen zu den Juden. (Röm 11).
Beispielhaft herausgreifen möchte ich ein Gleichnis Jesu, das uns allen bestens vertraut ist: das Gleichnis vom Sämann, der seine Saat aussät, die Samen aber auf verschiedene Böden fallen und daher viel, wenig oder gar keinen Ertrag bringen. »Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg und die Vögel kamen und fraßen sie. Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war; als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte.« (Mk 4, 5-6).

Wenn wir weiterlesen, bemerken wir, dass Jesus vor allem das Korn im Blick hat, das wächst und sich darüber freut, dass es dreißig, -sechzig, und hundertfache Frucht bringt. Die Frucht dieser Körner überwiegt bei weitem den Verlust derjenigen, die auf unfruchtbaren Boden fallen. Somit ist dieses Gleichnis eines, das uns Hoffnung macht. Hoffnung darauf, dass unser Leben gelingen kann, wenn wir den Boden dafür aufbereiten, auch wenn es nur ein kleiner Flecken ist. Dieses Gleichnis zeigt uns, was einerseits diese Hoffnung schwächt, anderseits sie stärkt. Herzens-Härte, Sorgen oder zu wenig Geduld ersticken oft unsere Hoffnung. In Tim 6,10 erscheint die Habgier als »Wurzel aller Übel«. Das sind die Samen, die auf felsigen Boden fallen. Und die Hoffnung, die uns Christen stärkt, ist der Glaube an Jesus Christus, den Auferstandenen. Wir hoffen auf diesen Gott, dem nichts unmöglich ist. Auf den Gott, der gerade durch Enttäuschungen und Zerbrüche Neues schenken kann. Wenn wir auf seine Worte hören, ist das der Same, der auf guten Boden fällt. Wir können zwar nicht von allem, was wir hier säen und pflanzen schon ernten. Aber was wir tun im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe, das bleibt für immer. So hat es der Apostel Paulus im Hohelied der Liebe treffend formuliert. (1 Kor 13)

»Verwurzelt sein in Christus«
Fundament unseres Glaubens

Als dem Apostel Paulus oder einem Schüler von ihm, zu Ohren kam, dass es Probleme in der Gemeinde von Kolossä gab, drängte es ihn, einen Brief an sie zu schreiben, um die christlichen Bewohner vor falschen Irrlehrern zu warnen. Der Glaube an Jesus Christus ist zwar gegeben - aber vermischt mit eigenartigen religiösen Anschauungen. Ein Kernsatz daraus lautet:
»Bleibt in ihm verwurzelt und auf ihn gegründet und haltet an dem Glauben fest, in dem ihr unterrichtet wurdet.« (Kol2,7). Für die Gemeinde damals und auch für uns heute ist klar, was Paulus damit meint. So wie ein Baum ordentlich verwurzelt sein muss, wenn er Bestand haben und Frucht bringen soll, so muss auch unser Leben tief und fest mit Jesus verwurzelt sein. Das zweite Bild, das Paulus gebraucht, ist das eines Hausfundamentes. Häuser ohne gute Fundamente haben keinen Bestand. Wenn es schon bei Häusern so wichtig ist, dass sie gut gegründet sind, wie viel wichtiger ist es dann, dass unser Leben einen festen Grund hat! Unser Leben muss fest gegründet sein auf dem Felsen Jesus, schreibt Paulus an die Gemeinde von Kolossä.

Worauf bauen wir unser Glück,
auf welchem Fundament unsere Zukunft?

Am Schluss seiner Bergpredigt erzählt Jesus das Gleichnis vom Hausbau auf Fels bzw. auf Sand, ein drastisches Gleichnis, das uns in Kontrasten klarzumachen versucht, dass der kluge, auf Fels bauende Mensch der ist, der Jesu Worte hört und sie tut. - Der törichte, auf Sand bauende Mensch ist der, der zwar auch Jesu Worte hört, sie aber nicht tut. Wenn Jesus das Fundament unseres Glaubens ist, genügt es eben nicht, das Wort Gottes bloß zu hören, darüber zu reden und zu diskutieren. Vor anderen glaubwürdig können wir nur sein, wenn wir uns seine Worte zu Herzen nehmen und sie ins Tun umsetzen, wie folgende Anekdote anschaulich illustriert: Ein Seifenfabrikant sagte einem Missionar: »Das Christentum hat nichts erreicht. Obwohl es schon 2000 Jahre gepredigt wird, ist die Welt nicht besser geworden. Es gibt immer noch das Böse und so viele böse Menschen.« Der Missionar wies auf ein ungewöhnlich schmutziges Kind hin, das am Straßenrand im Dreck spielte, und bemerkte: »Seife hat nichts erreicht. Es gibt immer noch Schmutz und Dreck. Es gibt immer noch schmutzige Kleider und so viele schmutzige Menschen.« – Der Fabrikant entgegnete: »Seife nutzt nur, wenn man sie anwendet.« Der Priester antwortete: »Christentum auch!«

Fazit: Wenn wir uns immer mehr vom Wort Gottes ansprechen lassen und es zur Richtschnur unseres Lebens machen, dann bauen wir nicht auf Sand, sondern auf Fels. Und je mehr wir uns mit Christus verwurzeln, desto sicherer können wir auch sein, dass uns solche Fundamente auch in Krisensituationen und in schweren Stunden Orientierung und Halt geben können.

Text: August Brückler
Quelle: https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/35106/
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