Folgen Sie uns!

»... damit sie uns werden Leib und Blut ...«

Sie sind hier:

Eucharistie | Wandlung

Im Mittelpunkt der Hl. Messe steht die Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi. Diese Wandlung ist eingebettet in das Eucharistische Hochgebet, das je nach Gestalt und Absicht des Gottesdienstes in vier verschiedenen Standard-Fassungen und mehreren anderen Varianten vorliegt. Es ist aber nicht nur diese Vielzahl an Textformen, die vom schwer zu verstehenden „Geheimnis des Glaubens“ zeugen, wenn in den eucharistischen Gaben von Brot und Wein in der Gottesdienstgemeinschaft Jesus Christus selbst gegenwärtig wird. Zu allen Zeiten haben Gläubige mit diesem Thema gerungen.

Schon Justin der Märtyrer († 165) versuchte in einem Brief an den römischen Kaiser, die Wandlung zu erklären. Er verwendet dafür das griechische Wort metabole, das auch uns heute in der Medizin beim Metabolismus (Stoffwechsel) begegnet. Das Bild vom Stoffwechsel hat wohl dem heidnischen Kaiser geholfen, diese Umformung leichter zu verstehen.

Wesentlich wirkungsvoller aber wurde im Zuge der mittelalterlichen „Abendmahlstreite“ die Lehre des
Thomas von Aquin († 1274). In dieser Zeit der theologischen Auseinandersetzungen entstand der zwar sperrige doch bis heute gängige Begriff der Transsubstantiation für das Ereignis der Wandlung. Darin steckt der Begriff „Substanz“, worunter man das Wesenhafte einer Sache begriff. Das Wesen von Brot etwa ist, Nahrung zu sein, Hunger zu stillen, Leben zu ermöglichen. Im Gegensatz dazu aber sind Gestalt, Form, Geruch, Aussehen etc. wenig wesentlich. Für Thomas war klar, dass Brot und Wein ihre Gestalt nicht verändern, dass aber ihre Substanz eine andere wird: Sie werden in das verwandelt, was das Wesen Jesu Christi ausmacht. Dieses nimmt in ihnen Gegenwart an.

Für uns ist dies heute deshalb so schwierig nachzuvollziehen, weil wir in der Moderne oft gegenteilig denken und das für die Substanz von etwas halten, was wir konkret betrachten, messen, schmecken, fühlen usw. können. Dieser naturwissenschaftliche Zugang war Thomas und seiner Zeit allerdings fremd. Ihm ging es eben nicht um das äußerlich Wahrnehmbare, sondern darum, mit seinen Mitteln zu zeigen, dass Brot und Wein in der Eucharistie in eine neue Bedeutung gestellt werden. Für jene, die glaubend gemeinsam Mahl halten, also Eucharistie feiern, wird es Ausdruck von Solidarität, Nächstenliebe und Gemeinschaft, weil Jesus Christus dann ganz da ist. So geschieht durch die Wandlung von Brot und Wein tatsächlich Teilhabe am Auferstandenen.

Zugegeben, das ist und bleibt schwierig zu verstehen. Nicht von ungefähr bekennen wir daher im Hochgebet das »Geheimnis unseres Glaubens«. Die Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Jesu Christi lässt uns so „ganz Empfangende werden“ , wodurch auch wir offen für Wandlung sind.

Text: Raimund Stadlmann
Bild: © AdobeStock_98533005.jpeg