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»Sei mein Gast!«

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Wir sagen nicht Flüchtlinge - es sind unsere Gäste.

Mit diesem Satz ließ im März dieses Jahres der polnische Präsident Andrzej Duda aufhorchen, als er sich mit dem US-Präsidenten Joe Biden und Vertretern von Hilfsorganisationen traf, um die Hilfsmöglichkeiten für jene Frauen, Kinder und Männer zu besprechen, die wegen des Krieges in der Ukraine ihre Heimat verlassen haben. Diese Worte haben wohl deswegen für Beachtung gesorgt, weil wir mit dem Begriff Gast etwas ganz anderes verbinden als mit dem Wort Flüchtling.

Ein Gast ist einer, den wir eingeladen haben, auf dessen Besuch wir uns freuen und daher bereiten wir uns auf sein Eintreffen vor, indem wir vielleicht Haus oder Wohnung putzen und uns eventuell auch schöner kleiden. Wir tischen gute Speisen auf und bieten besondere Getränke an. Kurz: Ein Gast ist uns willkommen.

In der englischen Sprache gibt es eine sehr schöne Formulierung für die freundliche Antwort, wenn sich jemand bei einem Gegenüber bedankt. Sagt zum Beispiel der eine: »Danke für deine Hilfe«, so antwortet die andere mit: »You‘re welcome«. Was wir dem Sinn nach mit »Gern geschehen!« übersetzen, heißt wörtlich eigentlich: »Du bist mir willkommen!« Irgendwie gefällt mir diese wörtliche Variante besser, denn durch dieses Willkommen-Sein ist mir der|die andere nicht bloßer Mitmensch, dem ich Gutes getan habe, sondern viel mehr. In dieser scheinbar unspektakulären Formulierung sage ich auch: »Was ich für dich getan habe, ist gerne geschehen, weil du ganz willkommen sein sollst. Du bist mir in meinem Herzen Gast!«

Mag sein, dass diese Interpretation einer Höflichkeitsfloskel etwas übertrieben ist, aber dennoch kann man aus ihr gut herauslesen, was Gastlichkeit bedeuten kann. Mitmenschen gastlich oder gastfreundlich zu behandeln, heißt, ihnen auf gleicher Ebene zu begegnen. Es heißt, sie anzusehen – also ihnen Ansehen zu geben – und ihnen nicht nur mein Haus, sondern auch mein Herz zu öffnen.

In den letzten Wochen haben so viele in unserer Umgebung für Menschen aus der Ukraine ihr Herz und auch ihr Haus geöffnet. Wir wollen das als Pfarrverband Melk | St.Koloman ebenso tun, und deshalb haben wir im Pfarrhof Melk für 2 – 3 Familien aus der Ukraine eine Wohnung adaptiert, wo sie vor Krieg und Gewalt in Sicherheit sein können. Dazu haben Männer und Frauen aus unseren Pfarren in ca. 400 freiwilligen Arbeitsstunden neue Böden verlegt, einen Küchenblock montiert, Möbel geschleppt, alles blitzblank geputzt und zahlreiche Einkäufe erledigt.
Malerarbeiten, Wasser- & Lichtinstallationen und einiges mehr haben das stiftliche Bauamt und Firmen aus der Region erledigt. Für ihr Entgegenkommen und ihre Unterstützung wollen wir ganz herzlich folgenden Firmen danken: Stift Melk, Elektro Gottwald, Raumausstattung Grossauer, Glaserei Winter, Gradwohl GmbH, EP: Amashaufer, Kika, Möbelix, XXXLutz.
All diesen helfenden Händen sei von Herzen gedankt.

Gemeinsam mit ihnen sagen wir: »Sei mein Gast, du bist mir willkommen!«

Text: Raimund Stadlmann
Bild: © AdobeStock_100392084.jpeg