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»Hoffnung auf Freiheit«

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Gedanken, ein Jahr nach dem Beginn der Pandemie...

»Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des anderen beginnt.«, so der Philosoph Immanuel Kant. Gerade in dieser Zeit ist dieser Satz sehr präsent, insbesondere die Frage, wo denn die Grenze ist. Muss ich mich in meiner Freiheit einschränken lassen und muss ich Mund-Nasen- Schutz (FFP2) tragen? Muss ich wirklich meine Freiheit aufgeben und auf soziale Kontakte verzichten? Diese und ähnliche Fragen beschäftigen viele und werden auf allen möglichen Ebenen intensiv diskutiert.
Dabei wird der Begriff Freiheit sehr unterschiedlich ausgelegt.
Wie leicht Freiheit mit Egoismus verwechselt werden kann bzw. wie leicht die Grenzen dazwischen verschwimmen können, zeigen die oft emotionalen Debatten zum Impfen.

Freiheit ist für uns als Christinnen und Christen etwas ganz Grundlegendes. »Zur Freiheit hat uns Christus befreit!« schreibt der Apostel Paulus (Gal 5,1). Freiheit im biblischen Sinne heißt aber nicht tun und lassen, was man will. Sie ist immer rückgebunden an die Nächstenliebe und die Fürsorge für den anderen. Freiheit hat immer mit Verantwortungsbewusstsein für etwas oder jemanden zu tun. Unser christliches Verständnis von Freiheit orientiert sich also nicht an egoistischen Motiven, sondern an den Mitmenschen.

Wer Hygienevorschriften und sonstige Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie befolgt, tut dies nicht, weil er sich den vom Staat vorgegebenen Vorschriften unterwirft, sondern zeigt sein Verantwortungsbewusstsein für sich und damit für die anderen.
Wer Verschwörungstheorien verbreitet oder gegen den vermeintlichen »Corona-Wahnsinn« der Regierung polemisiert, handelt dagegen verantwortungslos. Wer so redet, dem geht es nicht um Kritik oder Freiheit, der setzt sich und seine Befindlichkeit schlichtweg über das Wohl der vielen. Diese Verantwortungslosigkeit ist ein Zeichen von Egoismus. Meine Freiheit endet aber dort, wo ich die Gesundheit und das Leben anderer gefährde. Als Gemeinschaft der Glaubenden wissen wir uns der Gemeinschaft verpflichtet. Sich impfen zu lassen, bürgt für Eigenverantwortung und Verantwortung anderen gegenüber. Je mehr Menschen geimpft sind, desto größer die Freiräume, die wir zurückerobern können, desto größer die Chance, zu einer »neuen Normalität« zurückzukehren. Wir müssen lernen mit diesem Virus zu leben.

Die CoVid19-Pandemie stellt uns vor noch nie dagewesene Herausforderungen. Pläne und Vorhaben werden durchkreuzt. Vieles ist plötzlich nicht mehr durchführbar und möglich. In dieser Situation die Motivation zu behalten, ist nicht immer einfach. Dankbar bin ich deshalb für die vielen positiven und konstruktiven Initiativen eines verantwortungsbewussten Engagements füreinander in unseren Gemeinden und unseren Kirchen. Trotz Krise und gerade auch in diesen Zeiten. Dabei kommt mir Luthers bekannter Ausspruch in den Sinn:
»Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen!«

Der Baum steht seit jeher als Symbol für Hoffnung in die Zukunft, denn er wird für die kommenden Generationen gepflanzt. Es braucht Geduld und Pflege, bis die ersten Früchte reifen. Lasst uns weiterhin für die Zukunft der künftigen Menschen in unseren Kirchen und Gemeinden »Hoffnungsbäume« pflanzen.

Text: P. Lukas
Bild: © AdobeStock_107774370.jpeg