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»Auf unserem Weg nach Emmaus«

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Ein Virus durchkreuzt unser Leben. Von einem Tag auf den anderen wurden wir aufgefordert, unser Leben runterzufahren. Reduktion auf ein Minimum, Entschleunigung, Abstand halten. Das Tempo des Alltags hat sich verändert – und damit auch das Leben auf den verschiedensten Ebenen, auch das kirchliche Leben in unserem Pfarrverband.

Dazu gesellten sich Angst, Einsamkeit, existentielle Sorge und Not. Menschen haben ihren Arbeitsplatz verloren oder wurden in Kurzarbeit geschickt. Wie soll und wird es weitergehen?


Jetzt, nach diesen Wochen des Lock-Downs, geht es Schritt für Schritt in die Zukunft. Erste Wegweiser vermitteln uns hoffnungsvolle Zuversicht, auch wenn noch vieles offen und unsicher ist. Wir wissen es nicht.

Eine Geschichte von zwei Menschen, die nur noch weg von Jerusalem wollen, nachdem was dort am Karfreitag passiert ist, haben wir auch an diesem Osterfest gelesen. Die zwei kehren schlimmsten Erfahrungen – Tod durch Kreuzigung – den Rücken. Sie wurden zu hilflosen Beobachtern des Geschehenen. Sie versuchen zu retten, was vielleicht noch zu retten ist: die eigene Haut. Zu zweit geht’s leichter, zu reden hat man genug. Begrabene Hoffnung, Erinnerungen, Ängste und innere Not. Sie halten sich gegenseitig in der Blindheit ihrer Herzen: »Was wird kommen?« Und da kommt ein unerkannt Dritter an ihre Seite. Er stellt ihnen Fragen. Fragen, die Bewegung in ihr Um-sich-Kreisen bringen und in deren Antworten sie Schritt für Schritt herausfinden aus der scheinbaren Sackgasse. Fragen, die ihnen Mut machen, sie ihre Ängste und Befürchtungen aussprechen lassen. Fragen, die ihren engen Blick weiten und einen tieferen Sinn erkennen lassen. Dafür braucht es Zeit. Diese Zeit nehmen sie sich im Gehen. Auf dem Weg nach Emmaus öffnet sich für die beiden ein neuer Weg, eine neue Perspektive. Ein Feuer entzündet sich in ihrem Herzen durch die gehörten Worte des Dritten. Ja, dieses Feuer entfacht sich zu einem kräftigen, als sie am Tisch sitzen. Das gemeinsame Mahl, das Teilen von Brot und Wein macht ihnen bewusst: ER ist nicht tot, ER ist bei uns, als einer, der uns lebendig nahe ist im DU neben uns und der unser Herz und unseren Geist brennen lässt.

Krisen bewirken Veränderung. Sie sind Lern- und Reifezeiten in unserem Leben. Sie sind schmerzvoll und führen uns an  unsere Grenzen und lassen uns Wesentliches von Nebensächlichem unterscheiden, was mitunter auch einen Abschied von Liebgewordenem oder das Verlassen von ausgetretenen Pfaden bedeutet. Krisen sensibilisieren, darüber hörbar nachdenken und reden zu können. Wir sind in der gegenwärtigen Situation auf unserem Weg nach Emmaus. Die vergangenen Wochen und Tage haben uns Grenzen aufgezeigt und Fragen an uns gerichtet. Was nährt unser Leben wirklich? Was stärkt? Was trägt? Mögen wir auf diesem Weg nach Emmaus ein Du, einen Menschen an unserer Seite
finden, mit dem wir im Reden und aufeinander Hören Antworten auf unsere Fragen finden. Antworten, durch die uns erfahrbar wird, dass da stets ein unerkannter DRITTER sehr lebendig nahe ist auf unserem Weg nach Emmaus. Auf unseren Weg in die Zukunft, wie immer diese auch sein wird.

Text: P. Lukas
Bild: © AdobeStock_351923176.jpeg