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»Ich bin dann mal weg«

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Mit den Worten »Ich bin dann mal weg« betitelte der deutsche Komiker Hape Kerkeling seinen Bestseller, in dem er seine Erfahrungen einer Pilgerreise auf dem Jakobsweg verarbeitete. Auch die Verfilmung geriet zum Erfolg, was uns vermuten lässt, dass Kerkeling damit wohl nicht nur gut zu unterhalten wusste, sondern auch einen Nerv der Zeit getroffen hat. Hintergrund seiner Pilgerschaft mag ein gesundheitliches Problem, das ihn zur Auszeit zwang, gewesen sein, doch das Bedürfnis, eine Pause zu machen, vom hektischen Alltag einmal auszubrechen und vieles zumindest für eine Zeit hinter sich zu lassen, kennen wohl die meisten von uns nur zu gut.

Wir sind gewöhnlich eingespannt in die Mechanismen von Alltag und Berufswelt, müssen Verpflichtungen nachgehen und im Normalfall tun wir das auch ganz gerne. Trotzdem freuen wir uns, ab und an mal eine Auszeit nehmen zu können. Die wenigsten werden dabei vermutlich gleich zu einer so großen Pilgerwanderung aufbrechen, wie es Hape Kerkeling getan hat. Aber die Zahl jener, die es tun, scheint aktuell immer größer zu werden – viele von uns kennen solche Pilger*innen oder gehören vielleicht tatsächlich selbst dazu. Im Regelfall schaut eine Auszeit vom Alltag anders aus und die perfekte Zeit dafür ist der Sommer, so wie er uns auch jetzt wieder bevorsteht. Sommerzeit ist Reisezeit und Urlaubszeit. Dann machen sich viele auf den Weg in ferne Länder oder nahe Gegenden, sie erkunden allein, mit Freunden oder der Familie fremde Städte bzw. besuchen vertraute, liebgewonnene Plätze. Nicht viele machen sich dabei auf den Weg wie Kerkeling mit dem Anspruch, sich selbst oder Gott zu begegnen.
Das Bedürfnis nach Abschalten, den Kopf frei zu bekommen und Kraft zu tanken ist aber sicher bei allen wichtige Triebfeder. Früher kannte man auch den Begriff der Sommerfrische, diese konnten sich zwar zumeist nur die Vornehmen und Wohlhabenderen leisten, aber dennoch verdeutlicht schon der Begriff, welche Funktion sie hatte: sich durch einen »Luftwechsel« etwas Erfrischung für Körper, Geist und Seele zu gönnen.

Wie groß die Bedeutung derartiger Ruhe- und Freizeiten für uns Menschen grundsätzlich ist, wusste schon Kohelet im Alten Testament, wenn er uns versicherte, dass »alles seine Zeit« habe. Und schon von Anbeginn der Welt hat Gott für uns auch einen wöchentlichen Tag vorgesehen, an dem sogar er als letzten Schöpfungsakt die Ruhe suchte. Von Jesus selbst stammt das gewichtige Wort, dieser freie Feiertag sei nicht nur für Gott, sondern auch für den Menschen gemacht. Und was für den Sonntag gilt, dürfen wir doch hoffentlich auch auf ein paar Urlaubstage umlegen. All das will uns sagen: Wir sind eben nicht auf der Welt, um nur unsere Arbeit zu leisten, den Verpflichtungen nachzukommen und sich zu engagieren. Nein, wir sollen auch mit uns selbst sorgsam umgehen und dazu gehört auch, sich ab und an Ruhe zu gönnen.

Text: Raimund Stadlmann
Bild: © AdobeStock_82403254.jpeg