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»Fürbittendes Gebet«

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Solidarität und Sympathie

»Ich denke an Sie«, so verabschiede ich mich manchmal von kranken oder sterbenden Menschen. Ich meine damit: »Ich bete für Sie« - doch das klingt manchmal zu aufgesetzt. Trotzdem versteht es jeder. Das Gebet füreinander ist ein wunderschönes Zeichen der Verbundenheit. In den Fürbitten bringen wir das aktuelle Geschehen der Welt vor Gott. Und das nicht, um Ihn an etwas zu erinnern, was Er nicht schon wüsste, sondern in Solidarität mit allen Menschen, besonders mit den Leidenden.
Es gibt Menschen, die sagen es, andere, die hoffen es, wieder andere, die brauchen es: dass wir für sie hingehen zu Gott, da sein wollen bei Ihm für manchen, der nicht zu Ihm kommen kann, der nicht mehr beten kann, der längst stumm geworden ist oder seinen Glauben verloren hat. Wir tun es in Stellvertretung für diese Menschen – ich sage lieber in Solidarität vor Gott, eine Solidarität im Schweigen, Erdulden und Leiden, im Warten, im Beten und Sprechen.
Fürbitten sind ein wesentlicher Teil im Gottesdienst. Sie sind »Bitten für …«, also nicht für einen selbst, sondern für andere. Beten soll Ausdruck befreienden Glaubens sein, der zum Tun motiviert. Wir können auch Gott nichts vorschreiben, sondern die Anliegen und Menschen einfach vor ihn bringen, ohne genau zu sagen, was Er damit tun soll. Es genügt darauf zu vertrauen, dass Er hört und erhört, weil wir Ihm am Herzen liegen. Fürbittendes Gebet im persönlichen Beten ist eine besondere Art der Solidarität, der gelebten Sym-pathie (Mit-Leiden) mit den Menschen, für die wir beten.

Zeichen der Verbundenheit untereinander und der Solidarität mit den Anliegen und Sorgen der Welt – im Angesichte Gottes: Geht das auch für die Toten? Was bedeutet es, für Verstorbene zu beten? Es bedeutet sicher nicht, irgendwelche »armen Seelen« zu retten. Weil durch Jesus Christus jede und jeder von uns erlöst ist, gibt es überhaupt keine »armen Seelen«. Wer dürfte auch so über einen verstorbenen Menschen reden? Vor dem ewigen Untergang sind wir längst bewahrt, auch wenn wir immer auf Gottes Liebe angewiesen bleiben. Der Himmel ist offen – er ist uns bereits mit der Taufe geschenkt. Was wäre das auch für ein Gott, der irgendwelche Gebete braucht, um Menschen in seinen Himmel zu holen? Was wäre dann mit den Verstorbenen, für die niemand betet? Solch ein »Gott« wäre ein grausamer Despot, aber nicht der Gott Jesu Christi. Denn Gott ist ein barmherziger, bedingungslos liebender, der will, dass wir auf ewig bei ihm sind.
Das Gebet für die Verstorbenen ist ein Zeichen der Solidarität und Gemeinschaft über den Tod hinaus. Es ist vielmehr ein liebevolles, erinnernd-vergegenwärtigendes Gedenken als eine Fürbitte. Wir haben einen Namen vor Gott, und dieser Name bleibt auf ewig. Deshalb ist es ein sehr wertvolles, kostbares Zeichen, den konkreten Namen eines oder mehrerer Verstorbenen im Gottesdienst bei den Fürbitten und auch im persönlichen Beten zu nennen. Es will aussagen: Du bist nicht vergessen, auch jetzt nicht. Das Gebet für die Verstorbenen ist Hoffnung, Solidarität über den Tod hinaus.
Eine wertvolle Hilfe für dieses Beten sind unsere Gedenkbücher der Verstorbenen der vergangenen 50 Jahre, die in unseren Kirchen aufliegen. Tag für Tag sind in diesem Buch unsere Verstorbenen (Sterbetag) aufgeschrieben. Sie sind nicht vergessen. Tot sind die, die vergessen werden.

Text: P. Lukas
Bild: © 137_fuerbittwand-1_by_friedbert_simon_pfarrbriefservice.jpg