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Ich bin da - wo bist du?

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eine Fastenfrage

Vor uns liegen wieder die 40 Tage der Fastenzeit, in denen wir uns auf Ostern vorbereiten wollen. Diese Wochen vor den Feiern zur Auferstehung Jesu Christi sollten seit jeher durch verstärktes
Gebet und Einschränkung oder Enthaltung der Nahrungsaufnahme zur leiblichen, geistigen und natürlich seelischen Reinigung führen. Doch in unserer Zeit des Konsums und Überflusses ist das
Fasten wohl mehr zu einem Wellnesstrend als gläubigem Tun geworden. Es scheint, das Fasten diene mehr der Selbstfindung als der Gottsuche.

WIE KANN MAN HEUTE FASTEN?
 
»Mensch, wo bist du?« ruft uns das Fastentuch in unserem Pfarrverband entgegen und so fragt auch Gott im Paradies den Adam (Gen 3,9), nachdem
dieser mit Eva vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse gegessen hatte und sich die zwei vor Gott schuldbewusst versteckten. Der »Ich bin da« fragt: »Wo bist du?«.
Es ist die Frage nach der Verantwortung für das menschliche Tun, die Gott an Adam richtet. Diese Frage trifft auch uns.
Leben wir nicht in einer Zeit, in der der Begriff Verantwortung zu verblassen droht? Erfahren wir nicht täglich, dass unsere Umwelt bedroht ist, die demokratischen Systeme angezweifelt
sind, Grenzen dicht und Menschen in den neuen Medien zunichte gemacht werden? Der einzelne Mensch scheint oft viel unwichtiger als Macht, Profit, Status und Erfolg.
Die Frage »Mensch, wo bist du?« kann da wie ein Weckruf sein, sich zu besinnen und wieder den richtigen Weg einzuschlagen.
Papst Franziskus sagt dazu in seiner Enzyklika Laudato si: »Wir müssen wieder spüren, dass wir einander brauchen, dass wir eine Verantwortung für die anderen und für die Welt haben...« (Nr.229).
»Mensch, wo bist du?« ist dann die Mahnung, nicht die Menschen zu übersehen. Oder soll nicht der Mensch, unser Nächster/unsere Nächste in Pfarre, Beruf und Gesellschaft mit all den Hoffnungen
und Sorgen im Zentrum unseres Bemühens stehen? Waren nicht auch Jesus seine Brüder und Schwestern wichtiger als das bloße Einhalten
von religiösen Regeln, gesellschaftlichen und geschäftlichen Zwängen oder dem, was »halt immer schon so war«?
Jesu Tun war täglich geprägt von der Suche nach dem Menschen hinter all diesen Oberflächlichkeiten.
Es kann hinter unserer Fastenfrage aber auch eine Mahnung an mich selbst stecken. Vielleicht ist damit jener Moment gemeint, in dem ich – mir an die eigene Stirn schlagend - zugebe:
»Mann/Frau, wo bist du da wieder hin?« Es ist dann der Zuruf an mich selbst, im Trubel des Alltags und der Arbeit, in den oberflächlichen Gewohnheiten und Meinungen auf mich selbst und mein Menschsein
achtzugeben. Dann besinne ich mich darauf, was in meinem (Glaubens-)Leben wirklich zählt.
»Mensch, wo bist du?« ist so eine spannende, mahnende Besinnung zur Menschlichkeit.
Eine gute Fastenfrage!

Quelle - Bild Hungertuch: www.eine-welt-mvg.de | hungertuch 19